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Für diesen Band hat Marcel Reich-Ranicki fünfundzwanzig Erzählungen aus dem ersten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts zusammengestellt. Seine Auswahl bietet ein repräsentatives Spektrum deutscher Literatur der frühen Moderne. Neben den berühmten Namen - Rilke, Hesse, Thomas Mann - finden sich hier auch weniger bekannte und vergessene Autoren.
Die Erzähler des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, so schreibt Marcel Reich-Ranicki in seinem Nachwort, «hielten es für ihre künstlerische Pflicht, epische Landschaften zu entwerfen, die der Undeutlichkeit und Unverständlichkeit des Lebens gerecht werden sollten ... Die Schriftsteller wandten sich dem Surrealen zu. Aber um der Realität willen. Sie verfremdeten das Leben. Um es zu vergegenwärtigen.»
Am Anfang dieser Auswahl steht Arthur Schnitzlers Erzählung «Leutnant Gustl» von 1900 mit ihrer revolutionären Verwendung des inneren Monologs. Thomas Manns berühmtes «Eisenbahnunglück» erzählt von dem beinahe anarchischen Moment nach einem Unfall, in dem Fassaden ins Wanken geraten und gesellschaftliche Schranken nicht mehr gelten. Alfred Döblins «Die Ermordung einer Butterblume» stellt den Vorrang der Vernunft vor den irrationalen Kräften in Frage.
Beispielhaft für das Werk Franz Kafkas steht die geheimnisvolle Erzählung «Der Hungerkünstler», in der ein Mann fastet, weil er keine Speise finden kann, die ihm schmeckt. Der Band schließt mit einer Erzählung von Robert Musil, dem Wegbereiter des modernen Gesellschaftsromans.