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Eine Sehnsucht nach Unmittelbarkeit, dazu eine Empfänglichkeit für das Unscheinbare und eine Liebe zur behutsamen Beschreibung: daraus lebt, als Idealgestalt, die Phänomenologie. Wo aber ist das Ursprüngliche, das ihre Sehnsucht erfüllen könnte? Was ist das Unmittelbare, das Anfängliche, das Unberührte? Ein Name dafür lautet: Empfindung. Höchste Evidenz wäre, sie in ihrer begriffsfreien Reinheit und unverformten Präsenz zu erfassen. Kein Wunder also, daß sie das erste Thema war, als der phänomenologische Stil des Philosophierens sich im letzten Drittel des letzten Jahrhunderts an vielen Orten hervorwagte und Zuspruch fand.
Schon bevor sich Husserl mit ernster Arbeit seiner transzendentalen Phänomenologie zuwandte, hatte Ernst Mach in Gelegenheitsreflexionen und Randbemerkungen eine Phänomenologie der reinen Empfindung skizziert. Empfindungen, in ihrer Reinheit, sind hier stets keines von beidem: weder subjektiv noch objektiv, weder bewußt noch unbewußt, weder hier noch dort, weder jetzt noch früher, noch später. Sie sind neutral. Diese negative Indifferenz war in der Tradition neuplatonischer Metaphysik Signum des absoluten Einen. Mit diesem Zentrum und Prinzip konkurrieren die Empfindungen. Dabei jedoch wird alles anders: das Mannigfaltige kommt vor der Einheit, die Zerstreuung vor der Synthese, die Peripherie vor dem Zentrum, das Untere, republikanisch, vor dem Oberen.