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»Jutta Voigt ist eine Meisterin der Übergänge, eine Virtuosin der Verdichtung.« Der Tagesspiegel.
In ihren brillanten Gerichtsreportagen richtet Jutta Voigt den Blick weniger auf die großen und kleinen Verbrechen, die vor dem Richter verhandelt werden, als vielmehr auf die Menschen und die Schicksale hinter den Fällen. Ihre Stärke ist, dass sie nie objektiv bleibt, sondern Mitgefühl mit den "Gefallenen" zeigt, denn ihr geht es vor allem um die Frage: Gerechtigkeit, was ist das?
In den Gerichtssälen formiert sich ein grotesker Reigen der Typen, Charaktere und Milieus. Ein Reigen, dessen Protagonisten aus der Reihe tanzten und stürzten, der Reigen der Rechtsbrecher, bizarr, komisch, zerstörerisch. Ein Panorama der sieben Todsünden und ihrer Abarten. Wie auf der allegorischen Tafel des Pieter Breughel, wo lauter Einzelne lauter sinnlosen Beschäftigungen nachgehen und sich der Sinn des Lebens in geschäftiger Gleichgültigkeit verliert. Der Reigen im Gerichtssaal stellt sich aus der Abfolge der Verhandlungstermine her, dem Auftritt der Angeklagten und ihrer Delikte. Der Unterschied zwischen Mord und Ladendiebstahl, Mord und Körperverletzung: Das eine ist groß, das andere klein, das eine lächerlich, das andere tragisch. Mörder sind besser dran als Ladendiebe. Der Mörder wird vor Gericht als ganzer Mensch wahrgenommen, als Individuum mit Schicksal und Vergangenheit. Vor dem Amtsgericht, wo die kleinen Vergehen geahndet werden, zählt allein das Delikt, der Beschuldigte ist in der Regel nicht von Belang. Keiner hier will wissen, wie der Angeklagte denkt und welch traumatisches Erlebnis sein Handeln beeinflusst haben könnte. Gerichtsreporter tauchen in diese Welten ein und bleiben objektiv. Jutta Voigt ist nicht objektiv geblieben. Opfer oder Täter nahe gekommen zu sein, bedeutet, im Reigen der Rechtsbrecher ein paar Schritte mitgetanzt zu haben. Bedeutet Mitgefühl. Mitleid mit den Gefallenen.