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Muße, dieser scheinbar in Vergessenheit geratene Begriff, gewinnt gegenwärtig wieder an Popularität. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach Muße und wenden sich dafür Achtsamkeits- und Entschleunigungstechniken zu. In Kursen zu Meditation, Feldenkrais oder Waldbaden wollen sie lernen, besser für sich zu sorgen.
Inga Wilke untersucht in ihrer Ethnografie, wie Anbietende und Teilnehmende solcher Angebote Muße entwerfen und einüben. Anhand von Interviews sowie Beobachtungen aus den Kursen zeigt die Kulturanthropologin auf, dass ein vermeintlich harmloses Konzept wie Muße zur Strategie der Bearbeitung einer problematisch gewordenen Gegenwart wird. Sie arbeitet heraus, wie die Akteur:innen eine Gegenwartsdiagnose entwerfen, die die Überforderung vieler Menschen auf Erfahrungen mit Zeitdruck und Leistungsansprüchen zurückführt. Die Kurse werden in kulturanalytischer Perspektive als Praxiskontexte erkennbar, in denen Muße anhand spezifischer Wissensbestände und Körpertechniken erlernt wird.