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«Zwei große Leidenschaften sieht man in diesem Buch wirken, vielleicht die zwei größten, die es gibt: die Leidenschaft zur menschenwürdigen Einrichtung der Welt und die Leidenschaft der Liebe. Ob die beiden miteinander versöhnt werden können, fragt der Roman.» Peter von Matt
Mit dem Titel seines Romans zitierte Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) ein Naturgesetz: «Wahlverwandtschaft» bezeichnet die Eigenschaft chemischer Elemente, eine bestehende Verbindung spontan zu lösen und sich mit einem anderen Element zu vereinigen. Das Kräftespiel von menschlicher Anziehung und Abstoßung, die Frage nach Freiheit und Notwendigkeit sittlichen Handelns bilden entsprechend das Zentrum dieses streng gebauten Werks, das mit seiner Verknüpfung von Gefühlswirren und Gesellschaftskritik bereits auf die großen Eheromane des späteren 19. Jahrhunderts verweist.
Eduard und Charlotte waren sich in jungen Jahren innig zugetan, wurden durch standesgemäße Heiraten getrennt und entschließen sich nun, nach dem Tod beider Partner, zur Ehe. Sie ziehen sich auf Eduards Landgut zurück, um dort ganz füreinander leben und gemeinsam den Park neu ordnen zu können. Auf Wunsch des Gatten wohnt der mit ihm befreundete Hauptmann Otto bei ihnen, Charlotte holt ihre Pflegetochter Ottilie zu sich. Das junge, sensible Mädchen und der labile Eduard sind sofort voneinander angezogen - ebenso wie die lebenspraktischen Menschen Charlotte und Otto. Doch während letztere sich zur Entsagung entschließen, verfallen Ottilie und Eduard einander mehr und mehr.