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Jahrzehntelang besaß die Odenwaldschule einen hervorragenden Ruf als reformpädagogische Vorzeigeinstitution. Entsprechend schockierend waren die ersten Meldungen über sexuellen Kindesmissbrauch an dieser Einrichtung. Wie konnte so etwas passieren? Bereits 1998 hatten zwei Missbrauchsopfer einen Brief mit dem Wortlaut "Und wir sind nicht die Einzigen" an die Schule geschickt, doch fast jeder der von Regisseur Christoph Röhl befragten Lehrer hat gestanden, diesen Satz nicht sonderlich ernst genommen zu haben. Spätestens 1999, als Jörg Schindlers Artikel "Der Lack ist ab" in der "Frankfurter Rundschau" erschien, konnten die Hinweise auf sexuellen Missbrauch nicht mehr verleugnet werden. Und doch wurde weitere elf Jahre lang vertuscht und verschwiegen - bis Anfang 2010. Röhls Film versucht nicht nur, den Ursachen des Missbrauchs auf den Grund zu gehen, sondern er beschäftigt sich vor allem mit dem Schweigen auf allen Seiten. "Der Film ist das Dokument eines Martyriums - bedrückend und einfühlsam", schrieb die "Süddeutsche Zeitung". - Als eine hoffentlich ahnungslose Astrid Lindgren mit Gerold Becker, dem damaligen Leiter und einem der Haupttäter der Odenwaldschule, im Speisesaal der Schule am Tisch saß, weil Becker tags drauf bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels die Laudatio auf sie halten soll, war das ein weiteres Signal an die Schüler der Odenwaldschule, dass die Hölle, in der sie teilweise seit Jahren lebten, gesellschaftlich akzeptiert war. Man möchte vor Scham im Boden versinken. Das "System-Becker" darf sich nie wiederholen. Jeder Mensch, der sich mit Kindern beschäftigt und Verantwortung für sie trägt, muss diesen Film sehen.