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Auf dem Weg von Moskau über Berlin, Heidelberg und Paris nach Brüssel verfolgte der russisch-französische Philosoph Alexandre Kojève (1902-1968) verschiedene Missionen. Mit seinem bekanntesten Auftrag, der Vergegenwärtigung Hegels an der École pratique des haute études im Paris der 1930er Jahre, prägte er Generationen französischer Intellektueller bis heute. Er hat aber auch, mit Blick auf die Bilder seines Onkels Wassily Kandinsky, die erste theoretische Schrift zur konkreten Kunst vorgelegt und sich mit Leo Strauss und dessen politischer Kunst des Schreibens, die er selbst meisterhaft praktizierte, kritisch auseinandergesetzt.
Politisch brisant waren sein 'Brief' an Stalin - ein tausendseitiges Manuskript in russischer Sprache, das Bataille zusammen mit Benjamins Manuskripten in der Bibliothèque nationale versteckte - und seine an das Vichy-Regime gerichtete Abhandlung über den 'Begriff der Autorität'. Insofern verwundert es nicht, dass sich das Gerücht, er habe im Dienst des KGB gestanden, hartnäckig hält. Als philosophische Eminenz im französischen Wirtschaftsministerium hat er maßgeblich die OECD mitaufgebaut und wird noch heute für das EU-freundliche Denken in Frankreich verantwortlich gemacht. Und seit Giorgio Agamben seine Idee eines Empire latin zu revitalisieren versuchte, steht er auch heute wieder im Kreuzfeuer der Kritik.