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Hier sollte die künftige 'Führergeneration' des Staates systematisch herangezogen werden. Die pädagogische Methodik der Napola beruhte auf dem Wechselspiel von Verführung und Zerstörung: Zerstörung der Individualität der Schüler durch die konsequente Entfernung aus dem zivilen Leben, durch extremen körperlichen Drill und ideologische Abrichtung. Verführung durch außergewöhnliche - und für Jugendliche attraktive - Angebote (vom Reiten bis zum Segelfliegen) und das Karriereversprechen einer künftigen Eliteposition.
Keiner, der eine dieser Schulen durchlaufen hat, ist davon unberührt geblieben. Viele haben ihren dort erteilten 'Auftrag' erfüllt. Sie haben führende Positionen in Wirtschaft und Gesellschaft erreicht - freilich nicht mehr im totalitären Staat des Nationalsozialismus, sondern, nach 1945, in der jungen bundesrepublikanischen Demokratie.
Wenn das Konzept der Eliteerziehung weitgehend aufgegangen ist, was ist dann aus dem 'anderen' Teil der Erziehung, der Bindung an Führer und Vaterland, dem injizierten Glauben an rassische Überlegenheit und historische Sendung des deutschen Volkes geworden? Wie wirkt sich die 'nationalsozialistische Imprägnierung' nach dem als traumatisch erfahrenen Bruch von 1945 aus?
Das Buch geht den unbewußten Identifikationen und Prägungen nach, die das historische Ende des Nationalsozialismus überdauert haben. Die Autoren haben in Tiefeninterviews nicht nur ehemalige Napolaschüler befragt, sondern auch ihre Nachkommen, um die Frage zu beantworten, ob es eine Erbschaft dieser Zeit gibt, die unbewußt auch in den Folgegenerationen weiterwirkt. Mit diesem Buch liegt die erste psychoanalytisch fundierte 'Generationengeschichte' zu der immer wieder geforderten 'Psychohistorie der Deutschen' vor.