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Als Sohn einer sozialdemokratischen Familie im 'Roten Wien' der 1920er und 30er Jahre aufgewachsen, flüchtet Alfred Müller im März 1939 nach Palästina. Seine Eltern werden von den Nazis ermordet. Chaim Miller, wie er sich nun nennt, kehrt als 'Special Agent' der britischen Armee nach Europa zurück und wird Aktivist eines jüdischen Geheimkommandos.
Im Herbst 1945, Millers Truppe ist im Friaul stationiert, fährt der junge Mann Abend für Abend mit jüdischen Kameraden über die Grenze nach Österreich, um hochrangigen SS- und Gestapomännern 'den Prozess zu machen'.
Das Prozedere ist immer das gleiche: Millers Kommando in britischen Uniformen sucht die NS-Schergen in ihren Häusern auf und lädt sie in forschem Ton zum 'Verhör'. Gefesselt unter einer Decke werden die Männer nach Italien gebracht. In einem Wald bei Malborghetto hält Millers Kommando 'Gericht'.
'Wir hatten keine richtigen Zeugen', erinnert sich Chaim Miller: 'Wir wussten nur, was man uns über die Männer erzählt hat. In den meisten Fällen haben die Täter gestanden.'
Nach dem 'Prozess' werden die 'Verurteilten' vor die Hütte geführt und angewiesen, ihr eigenes Grab zu schaufeln. Wenn es tief genug war, mussten sie sich rein stellen. Chaim Miller: 'Dann habe ich die Pistole gezogen, der Schuss ist gefallen, und der Mann ist liegen geblieben. Wir haben ihn zugedeckt und sind zurückgefahren.'
Heute lebt Chaim Miller in einem Kibbuz in Israel. Auch mit über neunzig Jahren arbeitet er noch als Schlosser in der kibbuzeigenen Metallfabrik. Er bereut nichts.