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Mit der Annahme, dass Nietzsches Weltbild und sein Modell
eines gelungenen Lebens einem geschlossenen literarischen
Kunstwerk gleiche, hat Alexander Nehamas die Nietzsche-
Forschung revolutioniert. In der Tradition französischer Literaturtheorie
belegt er seine These eindrucksvoll am Beispiel
Marcel Prousts, der dem eigenen Leben bis ins kleinste Detail
nachspürte und es erinnernd in ein Kunstwerk verwandelte.
Wie es unzählige literarische Werke und noch mehr Interpretationen
derselben gibt, existieren auch unendlich viele
Möglichkeiten eines richtigen Lebens. Keines verdient den
Vorzug vor einem anderen. Aus diesem Ästhetizismus erklären
sich Nietzsches Kritik der Moral und des Christentums,
Nietzsches »Umwertung aller Werte« und seine Ablehnung
der philosophischen Tradition. Nehamas zeigt eindrucksvoll,
dass eine Philosophie wie die Nietzsches, die kritisch
sein will, ohne doktrinär zu werden, ihre eigene Darstellungsform
reflektieren und am Ende selbst die Gestalt eines
literarischen Kunstwerks annehmen muss.
Die klare Analyse und der Verzicht auf eine abstrakte Wissenschaftsprosa
zugunsten eines prägnanten Stils machen
Nietzsche. Leben als Literatur zu einer anregenden Lektüre.
Alexander Nehamas, geboren 1946 in Athen, lebt und arbeitet
in den USA. Seit 1990 lehrt er als Professor für Philosophie
und vergleichende Literaturwissenschaft an der Princeton
University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die griechische
Philosophie, Friedrich Nietzsche und Michel Foucault
sowie Ästhetik und Literaturtheorie.